Einmal im Jahr evaluiert die Fachschaft Mathematik, Physik und Informatik der LMU unter den Studierenden, welche Dozierenden und welche TutorInnen sich in der Lehre besonders engagiert haben. Der „Goldene Sommerfeld“ für den Fachbereich Physik wird bereits seit 2017 verliehen. Im Jahr 2022 kommen der „Goldene Carathéodory für den Fachbereich Mathematik und der „Lehrpreis der Informatik“ hinzu. Ziel ist es, herausragende Lehrveranstaltungen und Tutorien zu ehren und sie als gutes Beispiel zu kennzeichnen.
Am Donnerstag, den 12.01.2023 wurde Frau Prof. Dr. Linnhoff-Popien der „Lehrpreis der Informatik 2022“ für die „Beste Bachelorvorlesung“ verliehen. Fast 10.000 Studierende der Gruppe Aktiver Fachschaften Physik, Mathematik und Informatik aus dem vergangenen Wintersemester 2021/2022 und Sommersemester 2022 haben abgestimmt und waren sich einig: Prof. Dr. Linnhoff-Popiens Vorlesung „Rechnerarchitektur” war besonders herausragend.
Was zeichnet eine gute Lehrveranstaltung aus? Hierzu wurde Prof. Dr. Linnhoff-Popien zu ihrer Lehre im Sommersemester 2022 direkt gefragt und sie berichtet wie folgt:
„Es war der April 2022, eine heftige Zeit bezüglich Corona, und da erwarteten wir 700 bis 800 Studierende aus 16 verschiedenen Studiengängen zur Rechnerarchitektur. Der gebuchte Hörsaal hatte 600 Plätze. Ich hatte damals sowohl Studierende kennengelernt, die sich nach Präsenzverstaltungen sehnten, als auch Studenten, bei denen Familienmitglieder zu Risikogruppen gehörten und die enge Kontakte dringend meiden sollten. Für diese Szenarien haben wir entsprechend ein flexibles Vorlesungskonzept erstellt, dabei waren mir folgende drei Aspekte wichtig:
WO? – Die Frage war, soll die Vorlesung im Hörsaal oder per Videoaufzeichnung stattfinden? Hier entschieden wir uns für ein hybrides Konzept. Einen Teil der Vorlesungen habe in Präsenz gehalten – jede Vorlesung zweimal identisch nacheinander in jeweils einem halbvollen Hörsaal, so dass jeder Studierende die Möglichkeit hatte, einen Platz mit ausreichend Abstand zu finden. Zusätzlich stellten wir alle Vorlesungsinhalte als Video-on-demand zum Abrufen von daheim bereit.
WAS? – Laut Lehrplan werden in der Rechnerarchitektur ausschließlich klassische Rechner und Rechenmethoden behandelt. Zusätzlich zu den klassischen Ansätzen, habe ich als wahlobligatorisches Modul eine Einführung in das Quantencomputing mit aufgenommen. Wer QC lernen wollte, konnte in der Klausur eine Aufgabe dazu lösen. Wer kein Interesse an QC hatte, hat alternativ Assembler als Klausuraufgabe programmiert. Beachtliche 96% der Studierenden haben sich additiv zum klassischen Stoff mit QC befasst.
WIE? – Ich habe großen Wert darauf gelegt die Vorlesung anschaulich und einfach verständlich zu halten. Anknüpfend daran hatte jeder Studierende die Möglichkeit den Vorlesungsstoff zunächst in Tutorien zu vertiefen, in welchen exemplarisch Übungsaufgaben vorgerechnet wurden. Danach konnten sie die gewonnen Kenntnisse unter Beweis stellen, indem sie wöchentliche Übungsblätter rechnen und abgeben um Bonuspunkte zu erhalten. Unser Team von 11 Übungsleitungen korrigierte im Schnitt 1.800 Übungsabgaben pro Woche. Hunderte von Klausuren wurden innerhalb von 48 Stunden nachdem sie geschrieben wurden korrigiert. Mein großer Dank gilt dem unglaublichen Team der drei Assistenten und Übungsleitungen, die mit ganz viel Engagement jeden Studierenden individuell betreut und jede aufkommende Frage einzeln beantwortet haben.“
In der Urkunde zum Preis wird die Vorlesung wie folgt gewürdigt:
„Beste Bachelorvorlesung – Rechnerarchitektur (Sommersemester 2022) – Prof. Linnhoff-Popien – Bei der Evaluation zeichnete sich die beste Bachelorveranstaltung durch ihre leidenschaftliche und sympathische Vermittlung komplexer Themen aus. Die Vorlesung wurde als gut strukturiert und übersichtlich gelobt. Manche Studierende bezeichneten die Vorlesung als die beste ihres Lebens.
Link:
https://gaf.fs.lmu.de/lehrpreise/lehrpreisinfo
Die Freude der Preisträger am vergangenen Donnerstag war sehr groß und die Stimmung ausgelassen. Wir können gespannt sein, welche Vorlesungen im nächsten Jahr von der Fachschaft Mathematik, Physik und Informatik der LMU nominiert werden.