(Essen, 07.10.2021) Prof. Dr. Claudia Linnhoff-Popien, Leiterin des QAR-Labs und des Lehrstuhls für Mobile und Verteilte Systeme am Institut für Informatik der LMU München wurde als eine der bundesweit führenden Köpfe zum Thema Quantencomputing auf die „E.ON Innovation Days“ eingeladen. Ihr Vortrag auf der dreitägigen Veranstaltungsreihe beschäftigte sich mit der Frage: „What can Quantum Computing do today to shape the energy world of tomorrow?“.
Der Konzern E.ON hatte neben Herausforderungen im Energiesektor das neue IT-Thema Quantencomputing auf der Agenda. Dies verdeutlichte, dass Technologien und Anwendungen des Quantencomputings in den großen Unternehmen Deutschlands ankommen.
Gemeinsam mit Dr. Juan Antonio Bernabé-Moreno, Chief Data Officer von E.ON veranschaulichte die IT-Professorin in einem halbstündigen Überblick, welche Anwendungen künftig mit Quantencomputing möglich sein werden und welche Vorteile dies den Unternehmen bringen werde.
Zuerst müsse man über zeitnahe Anwendungen sprechen, da manche Aspekte noch zu theoretisch seien oder in den Kinderschuhen steckten, so Linnhoff. Zu zeitnahen Anwendungen zähle sie Simulationen, Optimierungen und Künstliche Intelligenz. Ihr Schwerpunkt an der Universität sei Optimierung. Hier gebe es etliche Beispielanwendungen – wie etwa die Portfoliooptimierung in der Finanzwirtschaft oder die Produktionsoptimierung für logistische Prozesse – in denen es bereits erste praktische Anwendungsfälle gebe. Man könne hier quasi jede Aufgabenstellung, die mit kombinatorischer Optimierung zu tun habe, zu einem Quantenvorteil führen.
Claudia Linnhoff erläuterte am Beispiel der kombinatorischen Optimierung des Flughafens das sogenannte Gate Assignment Problem. Hier könne Quantencomputing sehr schnell zu einem Vorteil führen und künftig Probleme lösen, die für herkömmliche Computer unmöglich sind. Am Beispiel des Flughafens würden Berechnungen über die Zuweisung von Flugzeugen an die einzelnen Gates nicht mehr eine komplette Nacht benötigen, sondern in einem Bruchteil der Zeit möglich werden.
Bernabé-Moreno erläuterte die Charakteristika, auf denen Quantencomputing im Vergleich zu klassischen Computern basiert. Nicht nur die neue Hardware, die kein Konzern alleine kaufen könne und wolle, sondern Quantencomputing insgesamt sei eine völlige andere Art des Computing. Es brauche andere Herangehensweisen und Fähigkeiten, um sich den Vorteil dieses Systems zu sichern. Claudia Linnhoff-Popien erläuterte vor der Abschlussdiskussion den aktuellen Stand der Dinge in der Hardware.
Abschließend erklärten Linnhoff-Popien und Bernabé-Moreno, dass sie künftig im Bereich Quantencomputing stärker kooperieren und die Erkenntnisse aus Wissenschaft und Industrie besser vernetzen wollen. So werden das QAR-Lab der LMU und E.ON sowie das neugegründete Start-up Aqarios an ersten Projekten zusammenarbeiten. Claudia Linnhoff-Popien begeistert: „Wir freuen uns sehr über die künftige Zusammenarbeit. Gemeinsam werden wir die Herausforderungen der neuen Technologie meistern.“